Flucht nach Rom
„Es fällt mir manchmal schwer, mich im Kopf meines Mannes zurecht zu finden oder seine Übersetzungen in Bilder nachzuvollziehen“, sagt Gabriele Bösch. Also habe sie sich in ein Bild von Gernot Bösch vertieft und „wild begonnen“ darüber zu schreiben.
Die Erzählung beginnt mit einer Beziehungskrise. Die Frau hat ihren Rucksack gepackt und ist nach Rom gereist, steht beim Kolosseum, betrachtet die hölzernen Vögel, die ihr ein Straßenverkäufer andrehen will. Da bekommt sie eine SMS von ihrem Partner. „Wonach soll man sich strecken, wenn man vor dem geflohen ist, der einerseits Himmel und andererseits Hölle ist und war, und überhaupt Sterne erst in einer sms zur Sprache brachte?“ Ein ziemlich verklausulierter Dialog beginnt, entfaltet sich, und über WhatsApp kommen Bilder dazu.
Gernot Bösch deutet auf das Gemälde, bei dem die Erzählung landen wird. Es stammt aus einer Serie mit floralen Studien. Er habe sich gefragt: „Was passiert in diesen Blütenkörpern? Da entfalten sich geometrische Formen“, und die sind im Atelier omnipräsent. Objekte aus Holz und Metall, Zeichnungen, Computergrafiken – es sieht nach komplexer Mathematik aus, aber es ist ein Spiel der Natur. „Die Staubgefäße zum Beispiel“, sagt Gernot Bösch, „entwickeln sich zur strengen Geometrie.“ Aber erst allmählich. Der Beginn ihrer Entfaltung ist wild und ungeordnet.
Gabriele Bösch
Der Mann in der Blüte
Zu einem Bild von Gernot Bösch
Mise en page und gesetzt von Hansjörg Quaderer
Edition Eupalinos
Schaan, Liechtenstein 2020.
Die Edition erscheint in einer limitierten Auflage von 1 bis 180 nummerierten und signierten Exemplaren.
KULTUR Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft