Eines charakterisiert alle Protagonisten Hans Platzgumers aus: Sie sind vollkommen erstarrt. Ihre Einsamkeit ist so fundamental, dass sie ausschließlich damit beschäftigt sind, die elementarsten vitalen Funktionen aufrecht zu erhalten. Ihrem devastierten Innenleben entsprechen die menschenfeindlichen Orte, an denen sie sich aufhalten: Sebastian Fehr in der Arktis („Weiß“), Philippe in der Todeszone von Tschernobyl („Der Elefantenfuß“), ein namenloser Eisenbahningenieur in der libyschen Wüste („Transmaghreb“), Julian Ogert in der Atacama-Wüste („Korridorwelt“), Gerold Ebner auf einem Berggipfel („Am Rand“).
Jetzt also François Toulet, der mit lakonischem Witz betont, sein Ort zähle nicht zu den 10 menschenfeindlichsten. Obdachlos taumelt er durch die eisigen Winternächte von Montreal. Um nicht zu erfrieren legt er sich über das Gitter eines U-Bahn-Entlüftungsschachts. Das bisschen stinkende Wärme sichert die nächsten Minuten Überleben. François ist – wie alle die Helden aus Hans Platzgumers Büchern – ein ungeliebtes Kind. Seine leibliche Mutter hat ihn als Baby in einem Supermarkt ausgesetzt, ihren Einkaufswagen vor einem Bücherregal abgestellt, das Baby darin mit Schlafmitteln und Rotwein betäubt.