Die alljährlich auf Vorschläge aus den jeweiligen Kunstkommissionen verliehenen Auszeichnungen heißen seit diesem Jahr nicht mehr „Ehren- und Fördergaben“, sondern neu „Ehren- und Förderpreise“. Prämiert werden arrivierte Kunstschaffende, die mit langjähriger künstlerischer Qualität überzeugen, als auch jüngere, aufstrebende Personen mit Zukunftspotential.
Nachdem ab 2020 der Literaturpreis des Landes nur mehr im Zweijahresrhythmus vergeben wird, stehen die diesjährigen Ehren- und Förderpreise ganz im Zeichen der Literatur. „Mit den Auszeichnungen legen wir den Fokus auf eine Szene, deren Vielfalt und dynamische Entwicklung, gerade auch mit dem literatur:vorarlberg netzwerk, wir mit Freude und Stolz beobachten“, erklärte Landesstatthalterin Schöbi-Fink: „Mit Arno Geiger und Norbert Mayer werden zwei Literaten ausgezeichnet, deren singuläres Werk sowohl weit über die Landesgrenzen hinaus leuchtet, als es auch das Herz unserer Sprache, die Mundart, berührt. Und mit Linda Achberger und Muhammet Ali Bas gehen die Förderpreise an zwei vielversprechende Literaturschaffende, die sich in ihrem Metier ständig weiterentwickeln.“
Klare Sprache und Mundart
Der 1968 in Bregenz geborene, in Wolfurt aufgewachsene Arno Geiger ist seit 1993 als freier Schriftsteller tätig. Bereits 1996 wurde er erstmals zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb eingeladen. Seinem 1997 veröffentlichten Romanerstling „Kleine Schule des Karussellfahrens“ folgten zahlreiche (Buch)Publikationen, die bei Kritik und Publikum gleichermaßen erfolgreich waren. Vielfach ausgezeichnet, gilt Arno Geiger als einer der angesehensten Gegenwartsautoren. Aus der Nähe und mit Hingabe zeichnet Geiger seine Figuren in klarer, völlig unsentimentaler Sprache, seine Helden haben nichts Heroisches, sondern sind durch und durch Menschen.
Kurztexte und Lyrik sowie Kinder- und Jugendtheaterstücke bilden den Schwerpunkt im literarischen Schaffen von Norbert Mayer. Der 1958 in Egg geborene, in Großdorf lebende Schriftsteller, Dichter und Maler, der bis heuer an der Volksschule Schwarzenberg unterrichtet hat, arbeitet für verschiedene Projekte auch genreübergreifend mit MusikerInnen sowie bildenden KünstlerInnen zusammen. Die zahlreichen Texte und Bücher des im Jahr 2000 mit dem Literaturstipendium des Landes Vorarlberg Ausgezeichneten erscheinen in Schriftsprache und Mundart. Nebst pointierter Kürze zeichnet der rhythmische Umgang mit Sprache und die eigenständige, lautmalerische Behandlung von Dialekt-Eigentümlichkeiten sein Werk aus, das vom Nahen und Fernen gleichermaßen geprägt ist.
Aufs Wesentliche reduziert und performativer Charakter
Linda Achberger, geboren 1992 in Hörbranz, zählte zur ersten Generation der seit 2009 vom Autorenverband Literatur Vorarlberg betreuten jungen Szene. Die kontinuierliche Entwicklung ihres schriftstellerischen Handwerks treibt sie derzeit am Literaturinstitut Leipzig, der wohl renommiertesten Schreibhochschule im deutschsprachigen Raum, voran. Linda Achberger schreibt in einem aufs Wesentliche konzentrierten Sprachton und -rhythmus vor allem Prosa und Gedichte, aber auch Theatertexte wie das 2016 im Theater Kosmos aufgeführte Stück „Wir brauchen doch keine Bienen, um uns zu bestäuben“.
Der 1990 in Dornbirn geborene Muhammet Ali Bas lebt und arbeitet als Autor, Kultur- und Literaturvermittler in Wien. Literarisch erstmals auf sich aufmerksam gemacht hat er mit Auftritten auf Poetry-Slam-Bühnen, wo er auf ironische Art, mit Klischees spielend, seine Herkunft als Migrant der zweiten Generation thematisierte und Erfahrungen im direkten Kontakt mit dem Publikum sammelte. Dieser performative Charakter ist in seinen Texten, zu denen auch Theaterstücke zählen, spürbar.